Herr Schmidt und seine Killerphrasen
- Babette Woldt
- 23. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Mai

Wie wir auf unsere Kommunikation achten können
Wir alle kennen einen Herrn Schmidt. Herr Schmidt ist ein Genie, wenn es darum geht, seine Kollegen auflaufen zu lassen oder auch gern mal das ganze Team zu demotivieren. Herr Schmidt kann ein CEO, ein Vorgesetzter oder auch ein Kollege sein – und natürlich ist er nicht zwingend männlichen Geschlechts. Wie Herr Schmidt es schafft, schlechte Stimmung zu verbreiten? Er benutzt Killerphrasen. Um diesen unsachlichen und destruktiven Aussagen den Wind aus den Segeln nehmen zu können, ist es gut, sich mit dem Thema etwas genauer zu befassen.
Was genau sind Killerphrasen?
Sicher sind auch Sie schon mit sogenannten Killerphrasen konfrontiert worden. Dazu zählen Sätze wie:
· „Das haben wir schon immer so gemacht!“
· „Bei uns wird das ganz bestimmt nicht funktionieren!“
· „Sie müssen noch viel lernen!“
Killerphrasen verfolgen stets ein ganz bestimmtes Ziel: eine aufkeimende Diskussion im Keim zu ersticken. Wenn Sie also das nächste Mal von einem Herrn Schmidt hören: „Wäre das so einfach, hätten wir das schon längst umgesetzt!“, bleiben Sie ruhig und lassen Sie sich nicht beirren. Es ist lediglich ein Versuch, Ihre Idee zu begraben. Glücklicherweise aber haben Killerphrasen nur dann Wirkung, wenn man sie wirken lässt.
Killerphrasen können ganze Teams verunsichern
Genau dadurch zeichnen sich die destruktiven Aussagen aus: Sie sollen den Gesprächspartner verunsichern, Macht demonstrieren oder Veränderung verhindern. Besonders stark wirken Killerphrasen vor allem, wenn sie in großer Runde ausgesprochen werden. Es ist ärgerlich genug, einen Satz wie „Dazu sind Sie noch zu jung!“ im Vier-Augen-Gespräch zu hören, doch noch viel beschämender ist es, wenn ein Herr Schmidt diese Aussage vor allen Kollegen tätigt.
Wer miterlebt, wie ein Kollege Prozesse verändern will, damit aber schlechte Erfahrungen macht, wird sich gut überlegen, ob er selbst neue Ideen mit ins Team bringt oder lieber nicht. Für Unternehmen bedeutet dies, dass Mitarbeiter durch diese Form der internen Kommunikation nicht nur demotiviert werden, sondern im schlimmsten Fall kündigen. Die Visionen und das Engagement intelligenter Kollegen wandern so zur Konkurrenz – das habe ich als Personalberaterin mehr als einmal erlebt.
Der richtige Umgang mit destruktiven Aussagen
Was also tun, wenn Sie mit Killerphrasen konfrontiert werden? Es gibt einige Werkzeuge, die sich jeder aneignen kann, um mit solch unangenehmen Situationen umzugehen.
Option 1: Mit Herrn Schmidt sprechen
Häufig fallen Killerphrasen nur deshalb, weil Herr Schmidt unachtsam und gestresst ist. „Vergessen Sie’s, das funktioniert bei uns nicht!“ ist ein klassisches Beispiel dafür. Keine Zeit, mit dem Kopf woanders und Herr Schmidt schmettert die Idee seines Mitarbeiters ab. In solchen Situationen kann es durchaus hilfreich sein, das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu suchen. Gelingende Kommunikation ist ein großes Feld, und wer hier etwas Übung hat, kann seine Gedanken und Impulse im Vier-Augen-Gespräch noch einmal in Ruhe darlegen.
Option 2: Herrn Schmidt Rückfragen stellen
Wahrscheinlich hat Herr Schmidt Gründe für seine Aussagen – ganz egal, ob Sie diese als berechtigt oder unberechtigt bewerten würden. Stellen Sie sich vor, Sie wollen neue Wege im Marketing gehen, um weitere Zielgruppen erschließen zu können. Dazu brauchen Sie eine Erweiterung finanzieller und personeller Ressourcen. Herr Schmidt entgegnet im Meeting: „Das ist viel zu teuer und wird sich niemals amortisieren!“ Bam – Vorschlag abgeschmettert.
Nicht, wenn Sie qualifizierte Rückfragen stellen: „Welche Probleme fürs Unternehmen erwarten Sie konkret, wenn wir jetzt in neue Marketing-Strategien investieren?“ Oder: „Woher können Sie das so sicher wissen?“ Wichtig ist hier Ihre innere Haltung. Wenn Sie Herrn Schmidt Gegenfragen stellen, um ihn in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen, gehen Sie in den Kampf. Offen und aufrichtig nachzuhaken, was ihn zu seiner Meinung und seiner Äußerung bewegt, kann wirkliche Erfolge bringen.
Option 3: Herrn Schmidt in die Schranken weisen
Killerphrasen sind immer unsachlich. Sätze wie „Typisch Frau!“ oder „War ja klar, dass Sie davon noch nie etwas gehört haben!“ sollen das Gegenüber gezielt persönlich angreifen. In solch einem Moment ist es wichtig, Herrn Schmidt Grenzen aufzuzeigen. Holen Sie ihn wieder auf die sachliche Ebene zurück, und zwar deutlich: „Können Sie mir erklären, was mein Geschlecht Ihrer Meinung nach hiermit zu tun hat?“ oder „Ich denke, Ihre Aussage hilft uns an dieser Stelle nicht weiter. Lassen Sie uns wieder zurück zum Thema kommen, um Lösungen zu finden.“
In den Spiegel zu schauen, kann ebenfalls nicht schaden
Ein ganz anderer, nicht weniger wichtiger Faktor zum Thema Killerphrasen ist die Selbstreflexion. Womöglich lesen Sie gerade diesen Artikel und haben Ihren ganz persönlichen Herrn Schmidt vor dem inneren Auge. Doch wie steht es mit Ihnen selbst? Verwenden Sie abblockende Aussagen? Kommt es vielleicht manchmal vor, dass Sie neue Ideen von Kollegen abwerten, ohne darüber nachzudenken? Behindern Sie selbst womöglich von Zeit zu Zeit Veränderungen gewachsener Strukturen des Unternehmens?
Als Personalberaterin mache ich häufig die Erfahrung, dass Unternehmen davor zurückschrecken, neue Wege zu gehen. Das ist angesichts der Verantwortung und so mancher Risiken nachvollziehbar. Aber ist es auch nachhaltig? Vielleicht täten wir alle gut daran, Killerphrasen in unserem eigenen Sprachgebrauch zu identifizieren und uns von ihnen zu verabschieden. Es könnte sein, dass jeder von uns einen kleinen Herrn Schmidt mit sich herumträgt und dieser nicht nur unseren Kollegen und Unternehmen schadet, sondern auch uns selbst.